Teresa Mocharitsch
Das Germanenbild des Tacitus und sein Weg in die Bildende Kunst. Untersuchung zur Antikenrezeption im 18. Jahrhundert und ihren Folgen
Seit ihrer Wiederentdeckung im 15. Jahrhundert erfreuten sich die taciteischen Schriften enormer Beliebtheit, wie sich durch zahlreiche Neuauflagen, Übersetzungen und Bearbeitungen belegen lässt. Sowohl die darin enthaltenen Berichte über Konfrontationen zwischen Römern und Germanen als auch die ethnografische Germania prägten das Germanenbild folgender Generationen nachhaltig. Das vorliegende Dissertationsprojekt untersucht das 18. Jahrhundert anhand von Bildartefakten als Phase des Wandels in der Tacitusrezeption. Während einerseits die Beschäftigung mit seinen Schriften florierte, wurde andererseits die Rekonstruktion einer originär „deutschen“ Geschichte angestrebt. Schrittweise traten die Originaltexte in ihrer Bedeutung hinter zeitgenössische Adaptionen zurück. Das tradierte Germanenbild wurde zum bildungsbürgerlichen Allgemeingut, mit dem Tacitus schließlich nur mehr dem Namen nach verbunden war.
Basierend auf den Germanendarstellungen des 18. Jahrhunderts wird in der folgenden Untersuchung Antikenrezeption als kulturelle Praktik im Wandel verstanden, die unterschiedliche Phasen durchlaufen hat. In diesen divergierten nicht nur die Intentionen der Rezipient/innen stark, sondern auch die Beeinflussung durch Parallelquellen, zeitgenössische Autoren und archäologische Funde. Neben mannigfaltigen Druckgrafiken und Zeichnungen, traten germanische Themen vereinzelt auch in der Malerei auf, etwa bei Johann Heinrich Tischbein d. Ä. und Angelika Kauffmann. Künstler und Auftraggeber konzentrierten sich thematisch vor allem auf zwei Kernbereiche: Mythologie und historische Ereignisse. Dabei erschienen jene Vorlagen besonders interessant, die sich mit der eigenen Geschichte verbinden ließen, etwa der Aufstand der Bataver und die sog. Varusschlacht. In beiden Fällen war die Intensität der Beschäftigung stark mit der Konstruktion nationaler Identitäten verknüpft. Aus diesem Grund liegt es nahe, dass in diesem Kontext die Auseinandersetzung durch ein In-Beziehung-Treten zwischen Rezipient/innen und der wahrgenommen Geschichte zu Resonanzerfahrungen führte. Eine Untersuchung erscheint v.a. im Spannungsfeld vertikaler Resonanzachsen – in Bezug auf nationale Geschichtsbilder – und horizontaler Achsen – in Form kollektiv erlebter Selbstwirksamkeit – lohnend.
Akademischer Werdegang
Laufend:
Projektassistentin im Forschungsschwerpunkt Antike als Topos. Phänomene des Wandels im 18. Jahrhundert des Doktoratsprogramms "Sammeln, Ordnen und Vermitteln. Wissenskulturen im 18. Jahrhundert"
Assoziiertes Mitglied der IGS Resonante Weltbeziehungen in sozio-religiösen Praktiken in Antike und Gegenwart
Doktoratsstudium Antike und Moderne im europäischen Kontext, Studienfach Alte Geschichte und Altertumskunde
Abgeschlossene Studien:
2013 – 2016 Masterstudium Alte Geschichte
2011 – 2015 Masterstudium Kunstgeschichte
2009 – 2013 Bachelorstudium Alte Geschichte und Altertumskunde
2008 – 2011 Bachelorstudium Kunstgeschichte
Studienbegleitende Tätigkeiten:
2012 – 2015 Studentische Mitarbeiterin im Lehrbetrieb am Institut für Kunstgeschichte
2011 – 2013 Mitglied der Curricula-Kommission Alte Geschichte und Altertumskunde
2011 – 2013 Studierendenvertretung Alte Geschichte und Altertumskunde
Dr. Elisabeth Begemann
Dr. Anna-Katharina Rieger
DoktorandInnenstellen für das Studienjahr 2023/24 ausgeschrieben! Frist verlängert (Ende April).
Infos zur Ausschreibung hier.